Gilbert Furian

Gilbert Furian (geb. 1945 in Görlitz) wurde im Alter von 16 Jahren aus der Freien Deutschen Jugend (FDJ) ausgeschlossen, weil er in der Schule das Abzeichen der Evangelischen Jungen Gemeinde trug. Deshalb erhielt er nach dem Abitur auch keine Zulassung zum Dolmetscherstudium. Stattdessen absolvierte er zwischen 1963 und 1965 eine Lehre zum Verkehrskaufmann. Nach seinem 18-monatigen Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA) wurde er 1967 zum Philosophiestudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig zugelassen, 1970 jedoch aufgrund politischer Differenzen exmatrikuliert. Er zog daraufhin nach Berlin und arbeitete ab 1971 als Sachbearbeiter für Inventuren und Versicherungen im VEB Wärmeanlagenbau Berlin. Seine kritische Haltung zur DDR brachte ihn auf die Idee, Punks aus Ost-Berlin zu interviewen. Die Interviewsammlung verteilte er für den privaten Gebrauch an mehrere Freunde im Westen. Im März 1985 wurde Furian verhaftet und wegen "Anfertigens von Aufzeichnungen, die geeignet sind, den Interessen der DDR zu schaden" zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Im April 1986 wurde er von der Bundesrepublik freigekauft und auf eigenen Wunsch in die DDR entlassen. Anschließend arbeitete er in der Berliner Domkantorei. 1989 gründete Furian die "Projektgruppe Politische Justiz in der DDR" in der “Initiative für Frieden und Menschenrechte (IFM)”. Er vertrat außerdem die Bürgerbewegung "Neues Forum" am Runden Tisch in Berlin-Prenzlauer Berg. Sein Schicksal ist Inhalt der Bücher "Mehl aus Mielkes Mühlen", "Der Richter und sein Lenker" und "Auch im Osten trägt man Westen".
Zeitzeugeninterview
Der Zeitzeuge Gilbert Furian berichtet... (Quelle: Zeitzeugenarchiv der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen)
Um mit Gilbert Furian aus Fürstenwalde (Brandenburg) Kontakt aufzunehmen, richten Sie bitte eine Anfrage an das Koordinierende Zeitzeugenbüro.