Christian Ahnsehl
Christian Ahnsehl (geb. 1970 in Greifswald) wuchs im Rostocker Neubaugebiet Lütten Klein auf. Bereits seit 1984 wurde er vom DDR-Staatssicherheitsdienst als sogenannter „IM-Vorlauf“ geführt. Ziel der Stasi war seine Verpflichtung zum Inoffiziellen Mitarbeiter. Im Herbst 1985 schrieb Ahnsehl eine Losung an die Wand seines Schulgebäudes: „Wacht auf, steht auf, befreit euch. Ich will leben!“ Diese Losung war nicht politisch gemeint, sondern richtete sich gegen die Trostlosigkeit seines persönlichen Umfeldes. Daraufhin erfolgte die Kontaktaufnahme des Ministeriums für Staatssicherheit. Einige Wochen später unterschrieb Ahnsehl im Alter von 15 Jahren eine Verpflichtungserklärung. Er sollte Informationen über eine freikirchliche Gemeinde seiner Heimatstadt beschaffen. Die dabei zunächst empfundene Spannung wurde schnell zum schlechten Gewissen: Ahnsehl wollte kein Verräter sein. Erste Ausstiegsversuche scheiterten, doch nach etwa neun Monaten konnte er die Zusammenarbeit mit der Stasi beenden. Nach Abschluss der 10. Klasse absolvierte Ahnsehl eine Maurerlehre und war bis 1989 als Hausmeister und Lagerarbeiter tätig. Danach fuhr er als Musiker auf Kreuzfahrtschiffen zur See, machte nebenbei das Abitur und studierte anschließend Geschichte, Politik und Philosophie. Weil ihn die DDR nie losließ, begann er, über sie zu schreiben. Ahnsehls Geschichte ist Teil der NDR-Dokumentation „Die Stasi im Kinderzimmer“ (2019, Regie: Kathrin Matern) und seines Romans „Der Ofensetzer“ (Grünberg-Verlag, 2020).
Um mit Christian Ahnsehl aus Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) Kontakt aufzunehmen, richten Sie bitte eine Anfrage an das Koordinierende Zeitzeugenbüro.