Michael Proksch

Michael Proksch (geb. 1958 in Dresden) fühlte sich bereits als Schüler in seiner freien Meinungsäußerung eingeengt und wurde, nachdem er in der 11. Klasse Zettel gegen die Militarisierung in der DDR verteilt hatte, durchgängig vom Staatssicherheitsdienst bespitzelt. Nach einschneidenden Erlebnissen während des Wehrdienstes - ein Soldat aus seiner Kompanie hatte dem psychischen Druck nicht mehr standgehalten und Selbstmord begangen - war ihm klar, dass ein Weiterleben in der DDR ohne Schuld auf sich zu laden, nicht mehr möglich war. Gemeinsam mit seiner Schwester und ihrem Mann sowie einem befreundeten Kunststudenten unternahm Michael Proksch im August 1983 einen Fluchtversuch. Sie wollten während einer Ferienreise zu Fuß über die bulgarische Grenze nach Jugoslawien. Ihre Eltern und Freunde wussten davon nichts. Der Versuch wurde kurz vor dem letzten Zaun durch Schusswaffengebrauch der Grenzsoldaten unterbunden. Nach fünf Monaten Untersuchungshaft wurde er zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt und Anfang 1985 von der Bundesrepublik freigekauft. Nach seiner Haftzeit studierte Michael Proksch in Genf, München und Berlin Klavier und Komposition. Heute lebt er als freiberuflicher Komponist, Pianist und Autor in München. Er komponiert Musik für den Klavierunterricht, Hörbücher und Filmproduktionen, u.a. Filmmusiken zu „Lebenslinien - Mit der Flucht war es nicht vorbei“, „Wir wollen freie Menschen sein“, „Tod, wo andere Urlaub machen“ unter Regie von Freya Klier, aber auch zu Kunstfilmen wie „Frida Kahlo“. Die Beweggründe seiner Flucht sind Gegenstand des Buches „Und plötzlich waren wir Verbrecher“, welches er zusammen mit seiner Schwester im Jahr 2010 veröffentlicht hat. Zudem konzertiert er mit dem Genfer Cellisten Stephan Rieckhoff mit einem eigenen Programm „Sehnsucht nach Stille“, siehe https://michaelproksch.de . All seine Werke veröffentlicht er auf seinem eigenen Youtube-Kanal https://www.youtube.com/@MichaelProksch.
Um mit Michael Proksch aus München (Bayern) Kontakt aufzunehmen, richten Sie bitte eine Anfrage an das Koordinierende Zeitzeugenbüro.