Antje Fleischer


 Antje Fleischer

Antje Fleischer (geb. 1968 in Roßlau/Elbe) bestand 1987 mit Bestnoten ihr Abitur. Dennoch wurde ihr die notwendige Befürwortung der Erweiterten Oberschule für ein Studium der Medizin als auch jedwedes andere Studium verwehrt, da sie bereits während der Schulzeit die Politik der DDR-Regierung offen kritisch ansprach und zur Diskussion stellte. Somit war ihr eine Bewerbung an einer Universität unmöglich. Antje Fleischer arbeitete deshalb nach dem Abitur als Pflegerin im Bezirkskrankenhaus Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und später als Disponentin in einer Baustoffversorgung. Dort war sie ständigen Schikanen ausgesetzt, weil sie sich weigerte, in die SED einzutreten. Im Frühsommer 1989 floh ihr Vater, der im diplomatischen Dienst der DDR arbeitete, in das westliche Ausland und wurde in Abwesenheit verurteilt. Antje Fleischer wurde ab diesem Zeitpunkt mehrfach von der Staatssicherheit in Berlin verhört, massiv unter Druck gesetzt und war zunehmend der Willkür des Systems ausgesetzt. Ihre Arbeitsstelle wurde ihr gekündigt. Alle Anstrengungen, eine neue Anstellung in Karl-Marx-Stadt zu finden, scheiterten, so dass sie ab Sommer 1989 arbeitslos war. Ohne eine berufliche und persönliche Perspektive lebte sie von Ersparnissen und der Unterstützung von Freunden. Auch ihr Ehemann verlor seine Arbeit und wurde in eine spezielle Baukolonne zwangsversetzt, in der er gemeinsam mit anderen Ausreisewilligen schwerste körperliche Arbeit verrichten musste. Beide stellten daraufhin einen Ausreiseantrag, da sie für sich keine Zukunft mehr in der DDR sahen. In dieser Zeit wurden sie ständig zu Verhören durch die Staatssicherheitsbehörden einbestellt. Es folgten massive Drangsalierungen, Schikanen und konspirative Wohnungsdurchsuchungen, bis die Ausreise aus der DDR im Herbst 1989 bewilligt wurde. Antje Fleischer studierte später in der Bundesrepublik Betriebswirtschaftslehre und lebt mit ihrem heutigen Ehemann in Tübingen. Lange Zeit war es ihr nicht möglich, in den Osten des wiedervereinten Deutschlands zu reisen – aus Angst, sich mit dem Erlebten auseinander setzen zu müssen. Mit ihrer Hilfsorganisation – Go for Zanzibar e.V. – arbeitet sie ehrenamtlich in Sansibar.


Um mit Antje Fleischer aus Tübingen (Baden-Württemberg) Kontakt aufzunehmen, richten Sie bitte eine Anfrage an das Koordinierende Zeitzeugenbüro.